Soziale Netzwerke sind - wie alle Kommunikations- und Interaktionsmittel im Internet - äusserst effektive Nachrichtenkanäle. Mit Gruppen-Chats oder Broadcast-Gruppen ist es sehr einfach, gleiche Inhalte in Sekundenschnelle an Hunderte oder sogar Tausende von Menschen zu senden. Die einfache Publikation von Informationen ist einerseits ein unbestreitbarer Vorteil, andererseits aber kann dies sehr leicht zu Propagandazwecken und zur Verbreitung von Fehlinformationen missbraucht werden. Um die Weiterleitung falscher Informationen zu vermeiden, hat WhatsApp nun reagiert und das Senden gleicher Nachrichten an mehr als 5 Kontakte ab 2019 unterbunden.
Eine Revolution? Was steckt dahinter?
Es begann alles im vergangenen Sommer in Indien. WhatsApp ist dort das am weitesten verbreitete soziale Netzwerk für die tägliche Kommunikation (200 Millionen Nutzer). Im Jahr 2018 gab es ständig Fälle von Lynchjustiz, angeheizt von Gerüchten über Kindesentführungen. Insgesamt gab es mindestens 20 Morde. Diese Informationen, von WhatsApp in wenigen Sekunden massiv verbreitet, wirkten wie eine Bombe.
Um diese Probleme anzugehen und das Phänomen der gefälschten Nachrichten zu bekämpfen (aber auch um die Vorwürfe über das nicht existierende Moderationssystem und die mangelnde Kontrolle zum Schweigen zu bringen), beschloss WhatsApp im Sommer 2018, die Übertragung von Nachrichten auf zwanzig Personen oder Gruppen zu beschränken. Seit dem 21. Januar ist diese Zahl nun auf 5 gesenkt worden.
Das Ziel: Die Bekämpfung der Verbreitung falscher Informationen in grossem Stil. WhatsApp ist mit mehr als einer Milliarde aktiven Nutzern in einigen Ländern einer der wichtigsten Kommunikationskanäle zwischen Menschen, teilweise sogar noch vor den traditionellen Medien. Tagtäglich werden umgerechnet 65 Milliarden Nachrichten ausgetauscht!
"Die Begrenzung hat die Anzahl der übertragenen Nachrichten deutlich reduziert.", sagte ein Facebook-Sprecher in einer E-Mail an Le Monde, nach sechs Monaten Test in Indien. Daher die Entscheidung, diese neue Regel weltweit zu erweitern. "Dies wird dazu beitragen, dass sich WhatsApp auf den Austausch privater Nachrichten mit Familie und Freunden konzentriert.", fügt er hinzu.
In Zahlen ausgedrückt: Eine WhatsApp Gruppe kann bis zu 256 Mitglieder haben. Die Begrenzung auf 5 ermöglicht es, diese Nachricht an maximal 1280 Personen zu senden. Im Zusammenhang mit gefälschten Nachrichten, Aufwiegeln von Volksgruppen und dem Schüren von Hass bleibt dies enorm, begrenzt den Schaden aber erheblich. In Indien wurde ein Rückgang der Nachrichten um 25 % gemessen.
Das Problem trat auch bei den Wahlen in Brasilien auf, mit einer beachtlichen Verbreitung von Fake News durch die Pro- und Anti-Bolsonaro-Gruppen.
Aber was ist die Definition von Fake News?
Tatsächlich ist dieser Ausdruck zu einem Sammelbegriff geworden, der über falsche, unvollständige Informationen, Nachrichten mit dem Zweck, einer Person oder einem Unternehmen zu schaden oder Falschpropaganda vieles beinhaltet. Gemäss Ethical Journalism Network (EJN) kann man Fake News folgendermassen definieren:
Fake News sind Informationen, die bewusst fabriziert und veröffentlicht werden, mit der Absicht, andere zu täuschen und irrezuführen, damit sie Unwahrheiten glauben oder nachprüfbare Fakten anzweifeln.
Es gibt mehrere Teile dieser Definition, die zum Nachdenken anregen.
- Es handelt sich in erster Linie um eine erschaffene, d.h. erzeugte Information (durch Weglassen von Informationen oder durch Erfindung).
- Dann gibt es noch den Begriff des "bewusst", der den willentlichen Charakter der Veröffentlichung ausdrückt.
- Schliesslich ist das Ziel wesentlich, weil es darin besteht, die Öffentlichkeit dazu zu bringen, Lügen zu glauben und Wahrheiten anzuzweifeln. Es geht darum, Meinungen zu beeinflussen und Stimmungen zu schüren.
Das Internet ist voll von solchen Informationen und obwohl WhatsApp seine Sharing-Funktionen einschränkt, ist es wichtig, die Leute für Fake News zu sensibilisieren, damit sie eine kritische und autonome Haltung gegenüber allen Nachrichten entwickeln.