In Lehrerzimmern und auf Schulhöfen wird viel darüber gesprochen und es ist ein wichtiger Teil der Smartphone-Aktivitäten vieler Schüler. Das Phänomen "Fortnite" ist faszinierend und beunruhigend zugleich.
Eine Erklärung für Erwachsene (Fortnite for Dummies):
Der beeindruckende Anstieg der Nutzerzahlen (von 30 Millionen Nutzern Ende 2017 auf über 200 Millionen im Januar 2019) belegt: Es ist ein Phänomen! Fussballer, die bei jeder passenden Gelegenheit einen typischen Fortnite-Spieltanz vorführen, das Zeichnen und Aufstellen von Lamas, der Einfluss des Spiels auf den Sprachgebrauch der Kinder, das sind Beispiele für einen echten "sozialen Fussabdruck".
Worum geht es in "Fortnite: Battle Royale"?
Das Prinzip ist einfach: Mit dem Fallschirm landet man zusammen mit 99 weiteren Spielern auf einer Insel. Dann kämpft man gegeneinander, bis nur noch einer übrig ist. Um zu gewinnen, müssen Waffen und Ressourcen gesammelt werden und man baut Treppen, Mauern und Festungen. Jedes Spiel dauert etwa 20 Minuten. Auf den ersten Blick wirkt Fortnite wie eine Mischung aus Lego und Paintball.
Man kann alleine oder im Team gegeneinander antreten. Beim Team Modus wird das Mikrofon freigeschaltet und die Spieler können miteinander kommunizieren.
Neben dem simplen Spielprinzip beruht der Erfolg des Spiels auch darauf, dass es auf fast allen Plattformen (Konsolen, Tablets, PCs und Smartphones) kostenlos verfügbar ist. So können alle Spieler unabhängig von der Zugangsplattform mitspielen. Und das, genannt Crossplay, ist eine echte Revolution.
Wie sieht es mit der Altersfreigabe aus?
Fortnite selber ist als PEGI 12 klassifiziert. Für Fortnite: Battle Royal gibt es keine Altersfreigabe, da das Spiel nur online verfügbar ist. Der Spiele-Ratgeber aus Nordrhein-Westfalen empfiehlt aber eine Altersfreigabe ab 14: "Auch wenn bei Fortnite: Battle Royale Waffengewalt als einzige Möglichkeit der Konfliktlösung vorliegt, ist es ein sehr fiktives Setting ohne detailreiche Gewaltdarstellungen."
In-App-Käufe: Wofür wird bezahlt?
Im Gegensatz zu "Fortnite" ist "Fortnite: Battle Royal" kostenlos. Mithilfe von In-App-Käufen können aber Skins gekauft werden: Diese verändern das Aussehen, bestimmte Bewegungen und Tänze, enthalten diverse Accessoires, bieten aber keinerlei Vorteile für das Spiel selber. Man bezahlt nur für den eigenen Charakter, für neue Tänze. Man bezahlt, damit der Charakter "cool" ist.
Ein sehr lukrativer Markt: Die Skins werden im Shop verführerisch präsentiert und stehen oft auch nur für eine kurze Zeit zur Verfügung. Darüber hinaus erhält man mit einem Abonnement bei jedem Sieg erhebliche Belohnungen.
Über die Kosmetik hinaus zahlen die Spieler zusätzlich für die Unterstützung von Profi-Spielern. Der E-Sport breitet sich immer mehr aus und es entstehen echte Stars, insbesondere durch die Unterstützung von "Amateur"-Spielern. Mit der Unterstützung eines Profis können neue Inhalte freigeschaltet werden. In diesem Zusammenhang fällt oft der Name "Kinstaar". Er ist der bekannteste E-Sportler der Schweiz, über den auf Schulhöfen oft geredet wird.
Gibt es ein Suchtpotenzial?
Wie jedes Videospiel kann auch Fortnite süchtig machen. Es setzt gezielt Anreize aus Herausforderungen und Belohnungen. Gegen 100 Spieler zu spielen und zu überleben, eines Tages vielleicht der grosse Gewinner zu werden, das ist attraktiv! Und auch die Dauer der Spiele ist ein wichtiger Faktor. Du kannst in diesem Spiel sehr schnell "sterben" und dein Spiel genauso einfach wieder beginnen.
Es muss noch auf einen anderen Umstand aufmerksam gemacht werden: Die meisten spielen jeweils nicht länger als ein paar Minuten: Viele werden "seekrank", weil sich die Bilder so schnell und hektisch bewegen.
Was soll man von diesem Phänomen halten?
Zunächst ist es ein Modephänomen, wie es oft vorkommt. Gedanken muss man sich erst machen, wenn einzelne Lebensbereiche oder die körperliche Gesundheit der Spieler beeinträchtigt werden. Der Irrsinn, der mit den bezahlten Anpassungen des Avatars in Fortnite verbunden ist, ist letztendlich nahe an dem, was wir im Leben aller Teenager finden: Das Bedürfnis, durch Kleidung oder Accessoires zu einer Gruppe zu gehören. Einen einfachen Avatar zu haben, ist daher abwertend, ja sogar stigmatisierend.
Beachten muss man, dass im Team-Modus per Mikrofon miteinander diskutiert werden kann. Da teilweise Jugendliche und Erwachsene gemeinsam spielen, kann dies, sobald es um missbräuchliche, voreingenommene und manchmal anstössige Formulierungen geht, zu einem Problem werden.
Tipps:
Für Eltern:
- Achten Sie auf die Altersfreigabe: Das Spiel richtet sich an Jugendliche ab 14. Trotz der grossen Distanz zur Realität handelt es sich doch um ein Setting, bei dem man nur durch Töten gewinnen kann. Das Spiel beinhaltet ungeeignete Inhalte und kann nervenaufreibend sein.
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Setzen Sie gemeinsam mit ihrem Kind Grenzen: Wie lange darf es während Schultagen, wie lange an Wochenenden spielen, wie soll es sich online verhalten und wie soll es auf unangemessene Inhalte reagieren? Wie viel Geld darf es pro Woche / Monat dafür ausgeben?
Flexible Budgets sind besser durchsetzbar: Es gibt nichts Frustrierenderes, als mitten im Spiel aufhören zu müssen, weil das Zeitbudget abgelaufen ist. - Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Und spielen Sie mit Ihrem Kind: Lassen Sie sich das Spiel und dessen Faszination erklären.
- Nehmen Sie teil, schauen Sie zu, während Ihr Kind spielt.
- Lernen Sie, wie man Übergriffe meldet und zeigen Sie das auch Ihrem Kind.
- Achten Sie darauf, dass Fortnite nicht auf dem Smartphone installiert wird: Die Versuchung könnte zu gross sein.
Für Lehrer:
- Die Nutzung von Mobiltelefonen im Schulhaus und auf den Schulhöfen muss klar geregelt sein.
- Wenn die Konzentration eines Schülers in letzter Zeit erheblich nachgelassen hat, empfiehlt es sich, mit den Eltern das Gespräch zu suchen.
- Wenn ein Kind Zuflucht in Videospielen sucht, so kann das ein Zeichen von Problemen oder Schwierigkeiten sein.
Rundschau: Bericht über Fortnite
Spieleratgeber NRW
safernet.at: Hilfe mein Kind spielt Fortnite
Elternmagazin Fritz und Fränzi: Woher kommt die Faszination für Fortnite
gamesucht.com: Vermittlung von Wissen rund um Jugendliche und neue Medien